Unsere Resolution

Die Alpen gehören zu den schönsten Gebirgslandschaften der Erde. Sie sind jedoch in ihrer Ursprünglichkeit in vielerlei Hinsicht bedroht, z.B. durch Verkehr und Übererschließung. Auf Grundlage dieser Resolution wollen wir eine Allianz von NGOs und Bürgerinitiativen aus allen Alpenländern gegen die weitere Übernutzung bilden und den ersten Freitag im Mai jeden Jahres als „Tag zum Schutz der Alpen“ proklamieren.

Es sind vor allem folgende Bereiche, die einen großen Anteil zu einer Destabilisierung von Natur und alpiner Landschaft in den Alpen beitragen

Klimawandel

Die globale Klimaerwärmung macht auch vor den Alpen nicht Halt. Der inneralpine Raum ist aufgrund der großen Landmasse sogar überproportional betroffen. Das rasante Abschmelzen der Gletscher und der zunehmende Verlust an Biodiversität sind Alarmzeichen einer sich anbahnenden Katastrophe.

Wir fordern die politischen Vertreter aller Alpenländer auf, alle erforderlichen Maßnahmen für eine Stabilisierung des Klimas zu treffen. Diese müssen auch auf EU-Ebene und in globalem Maßstab umgesetzt werden.

Verkehr

Das Gebirge wird von vielen alpenquerenden hochrangigen und stark frequentierten Straßen durchschnitten. Die durch den Transitverkehr verursachten Schäden an der Natur und der Gesundheit der Menschen hat ein Maß erreicht, das dringendes Handeln erfordert. Allein am Brenner, dem meistbefahrenen Alpenübergang, wurden im Jahr 2021 ca. 2,5 Millionen Sattelschlepper und LKW und 14,1 Millionen PKW gezählt.

Wir fordern eine Verlagerung des Warenverkehrs auf die Schiene, wo immer das möglich ist. Der Personenverkehr soll durch leistbare und attraktive Angebote auf öffentliche Verkehrsmittel umgestellt werden.

Touristische Übererschließung, Gletscherschutz

Die Alpen sind das touristisch am besten erschlossene Gebirge der Welt. Im gesamten Alpenraum gibt es fast 11.000 Lifte und Seilbahnen sowie Skipisten mit einer Gesamtlänge von fast 30.000 km. Auch die Zahl der Hotels und deren Kapazitäten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Wir fordern die Festlegung fixer Ausbaugrenzen für Skigebiete und den Stopp von
Skigebietserweiterungen und Zusammenschlüssen. Gletscher müssen durch einen absoluten Schutz vor jeglicher weiteren Erschließung verschont bleiben.

Bodenverbrauch

Der naturgemäß beschränkten Fläche, die für eine Dauerbesiedelung geeignet ist (in Tirol sind das z.B. lediglich 12%), steht ein sehr hoher Verbrauch durch Versiegelung und Überbauung gegenüber.

Wir fordern verbindliche Gesetze, die den Bodenverbrauch einschränken. Ausbau und Nachnutzung müssen Vorrang haben gegenüber einer weiteren Zersiedelung.

Energiewirtschaft

Aufgrund ihrer Topografie wurden und werden die Alpen schon sehr lange zur Gewinnung von elektrischer Energie aus Wasserkraft genutzt. Allein in Tirol gibt es fast 900 Wasserkraftwerke (Stand 02/2023) und noch deutlich mehr zugehörige Wehranlagen. Dies führte und führt zu einem großen Verlust an ursprünglicher Landschaft und Biodiversität.

Wir fordern eine äußerst restriktive Vorgangsweise beim Ausbau der Wasserkraft, der schon jetzt ein sehr hohes Ausmaß erreicht hat. Im Betrieb von (bestehenden) Speicherkraftwerken ist besonderes Augenmerk auf die Minimierung der Belastung durch Schwall und Sunk zu legen. Bau und Nutzung von PV-Anlagen und Windkraftanlagen sind sehr stark standortabhängig, können aber in bereits (infrastrukturell) erschlossenen Gebieten in Anbetracht der Notwendigkeit der Energiewende durchaus sinnvoll sein. In jedem Fall muss dies naturverträglich geschehen.

Landwirtschaft

Die intensive Landwirtschaft in den Alpen hat bereits in der Vergangenheit zu hohen Biodiversitätsverlusten geführt. Insbesondere die Zahl der Insekten (Bienen, Schmetterlinge, …) hat in einem besorgniserregenden Ausmaß abgenommen. Auch Bodenbrüter, wie z.B. Feldlerche oder Kiebitz sind in vielen Gebieten vom Aussterben bedroht.

Wir fordern, dass die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige biologische Landwirtschaft verbessert und Förderungen für landwirtschaftliche Betriebe mit hohen ökologischen Standards möglichst gezielt eingesetzt werden.

Gewässer

Es gibt im gesamten Alpenbogen nur mehr wenige Flüsse, die frei und ungehindert ihrem Lauf folgen können. Uferverbauungen, Lauf- und Pumpspeicherkraftwerke haben die Vitalität und Regenerationsfähigkeit der Gewässer und der mit ihnen verbundenen Biotope, wie etwa Auen- und Moorlandschaften stark beeinträchtigt.

Wir fordern wirksame Schutzmaßnahmen für die noch intakten Fluss- und Auenlandschaften und Renaturierungsmaßnahmen in jenen Flussabschnitten, in denen eine Revitalisierung möglich und sinnvoll ist.

Biodiversität

Die Biodiversität ist das zuverlässigste Maß für den Zustand eines Ökosystems. Leider hat die Artenvielfalt in den letzten Jahren durch Übernutzung und Zerstörung des Lebensraumes von Pflanzen und Tieren massiv abgenommen.
Wir fordern Maßnahmen in all den vorgenannten Bereichen, um die Vielfalt und Stabilität der Ökosysteme wiederherzustellen und dauerhaft zu sichern. Ein alpenweites Monitoring soll den Ist-Zustand und die erzielten Erfolge dokumentieren.

Schutzgebiete

Schutzgebiete sind ein Reservoir der Biodiversität und erfüllen so eine Art Arche-Noah-Prinzip. Ihre Zahl, geografische Verteilung und der Schutzstatus sind entscheidend für den Erfolg.

Wir fordern die rasche Umsetzung des EU-Zieles, 30 Prozent der jeweiligen Landesfläche unter Schutz zu stellen. Der angestrebte Anteil von 10 Prozent, die unter strengen Schutz gestellt werden sollen, muss kontinuierlich erhöht werden.
Die Hauptursache für das eklatante Ausmaß der Naturzerstörung in den vergangenen Jahrzehnten liegt in den fortgeschrittenen technischen Mitteln und der anthropozentrischen Sichtweise der Entscheidungsträger, die den ökonomischen Nutzen in den Vordergrund stellen.

Wir fordern einen Paradigmenwechsel, der der Natur einen Selbstwert zuschreibt, unabhängig von uns Menschen. Langfristig sehen wir darin eine Chance zur Stabilisierung der alpinen Ökosysteme und eine Verbesserung der Lebensqualität für alle Menschen im Alpenraum.